Die alte Stadt Lassan

Der Stadtname ist slawischer Herkunft und könnte als „Ort im Wald“ übersetzt werden. Der schmale, lange Moränenhügel, der gerade Platz für zwei Straßen bietet, war schon von slawischen Stämmen besiedelt, die Stück für Stück verdrängt wurden. Etwa 1270, das genaue Jahr ist nicht bekannt, bekam Lassan von dem Pommernherzog Barnim I Stadtrechte verliehen. In einer Urkunde aus dem Jahr 1291 wird Lassan zum ersten mal als deutsche Stadt bezeichnet. Vermutlich wegen seiner günstigen Lage am Peenestrom wurde der Ort schon seit Beginn des 13ten Jahrhunderts systematisch entwickelt. Der Baubeginn der Kirche und der Stadtmauer wird um 1250 vermutet. Der Stadtchronist Karl Viohl behauptet in seiner 1862 erschienenen Chronik, dass zu seiner Zeit noch die Spuren einer kleinen Burg am nördlichen Ortsrand zu sehen gewesen sein soll. Verschiedene Quellen legen nahe, das auch in der Zeit als slawischer Fischerort es dort schon eine Fluchtburg gegeben haben könnte.

Auf älteren Karten werden die Gewässer vor der Haustür der Stadt auch als „Lassansche Wasser“ benannt, eine Bezeichnung die heute nicht mehr gebräuchlich ist, aber bedeutet, das Lassan über weitreichende Fischereiprivilegien in diesen Gewässern verfügte, lange Zeit eine der wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt. Ansonsten dürfte es um die Privilegien der Stadt nicht so gut bestellt gewesen sein. Als „Amtsstadt“ hatten die „Landstädte“ Wolgast, Greifswald, Stralsund vor allen Dingen in wirtschaftlichen Angelegenheiten, ein Wörtchen mitzureden. Es gibt eine Geschichte noch aus dem 18ten Jahrhundert, als ein tollkühner Anklamer Bürger versuchte in Lassan eine Salzsiederei zu etablieren und damit die Entrüstung der größeren Nachbarstädte provozierte, die den Lassanern beschieden, sich „gefälligst an Hausnahrung und Feldbau zu begnügen“. Das erklärt, weshalb Lassan in vielen Schriften als „Ackerbürgerstadt“ tituliert wird. Im späten Mittelalter hat Lassan vom schnellen Aufblühen der Hansestadt Anklam profitiert. Anklam ist nur unter extrem günstigen Bedingungen mit Segelschiffen zu erreichen, waren diese Bedingungen nicht gegeben, sind die Handelsleute im Lassaner Hafen angelandet.

1648, nach dem Ende des 30jährigen Krieges, dürfte Lassan buchstäblich „ein Wrack aus Holz und Stein“ gewesen sein, wie es in Wolf Biermanns „Ballade von der Alten Stadt Lassan“ heißt. Der Landstreifen zwischen dem von West nach Ost , parallel zur Küste, fließenden Peenestrom, damit auch die Stadt Lassan, fiel an Schweden. Bis zum Wiener Kongress, 1815, war Lassan schwedisch, dann wurde es Preußen zugesprochen. Ab Mitte des 19ten Jahrhunderts setzte dann langsam eine wirtschaftliche Erholung ein, die um die Wende zum 20sten Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte. Motor dieser Entwicklung waren mehrere Möbelmanufakturen, Tischler, Drechsler, Schnitzer, aber auch andere holzverarbeitende Gewerke wie Stellmacher und Böttcher. In dieser Zeit entstanden auch die schmucken Putzfassaden und die teils aufwändig gearbeiteten Haustüren, die heute so etwas wie die Visitenkarte der Stadt sind.

In Anklam entstand zu dieser Zeit eine der größten deutschen Zuckerfabriken. Auf den Gütern rund um Lassan wurden vermehrt Zuckerrüben angebaut. Das dürfte den Ausschlag gegeben haben, das 1895 mit dem Bau der „Anklam-Lassaner Kleinbahn“ begonnen wurde. Die Schmalspurbahn (Spurbreite 600mm) führte in großen Bögen über die umliegenden Güter nach Anklam. Meist wurden Waren transportiert, es gab aber auch einen Wagon zur Personenbeförderung. Die Zuckerfabrik existiert heute noch, die Bahn wurde 1945 im Rahmen von Reparationsleistungen demontiert. Die Trasse der Bahn ist zwischen Lassan und Anklam an vielen Stellen noch gut erkennbar.

Zwischen 1945 und 1990 war die Peenewerft in Wolgast wichtigster Arbeitgeber für die Lassaner Bürger. In der Stadt gab es aber auch mehrere Produktionsgenossenschaften z.B. in den Gewerken Landwirtschaft, LPG „Solidarität“, Fischerei, FPG „Peenestrom“, Bäcker, PGH „Gute Qualität“, Maler, Elektro, Werterhaltung u.a. Nach 1990 brachen diese Produktionsstätten nach und nach weg, ohne Aussicht auf durchgreifende Besserung. Die Einwohnerzahl schrumpfte von ca. 2000 auf heute ca. 1400. Gleichzeitig begann zu dieser Zeit eine umfassende Sanierung der ältesten Teile der Stadt. Heute präsentiert sich die alte Stadt mit bunten kleinen Häusern, schmalen Granit gepflasterten Straßen, restaurierten Haustüren,… , fast so, wie sie vor 150 Jahren schon einmal aussah. Es ist ein schönes Stück Lebensqualität, dass fast alle Waren, Dienstleistungen und Handwerkerleistungen des täglichen Bedarfs vor Ort zu bekommen sind und viele der notwendigen Verrichtungen sich quasi im vorbeigehen erledigen lassen, man kennt sich halt.

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